Pflegeanbieter Kenbi in Brandenburg und Sachsen-Anhalt gerettet

Sämtliche Kenbi-Einrichtungen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt sind an die Pflegewerk-Gruppe aus Berlin gegangen. Der Weiterbetrieb des insolventen Pflegeanbieters ist damit gesichert. Für die übrigen Standorte in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sind die Verhandlungen des Insolvenzverwalters Dr. Gregor Bräuer vom Düsseldorfer Streitbörger-Büro mit Investoren weit fortgeschritten. Bis zum Abschluss geht der Betrieb in vollem Umfang weiter. Unterdessen hat das zuständige Gericht die Insolvenzverfahren eröffnet.

Das Amtsgericht Düsseldorf hat die Insolvenz-Verfahren der Kenbi-Unternehmen am 1. Juni.2025 eröffnet. Damit endete die seit dem März laufende vorläufige Insolvenzverwaltung.

Die Pflegewerk-Gruppe mit Sitz in Berlin hat indes alle Kenbi-Pflegestützpunkte, -Wohngruppen sowie -Tagespflegen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt übernommen. Nachdem der Gläubigerausschuss seine Zustimmung erklärt hat, tritt die Übernahme rückwirkend zum 1. Juni in Kraft. „Mit der Übernahme haben die Kenbi-Einrichtungen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt eine Zukunft unter dem Dach eines stark aufgestellten und in der Region gut positionierten Betreibers“, sagte Insolvenzverwalter Dr. Gregor Bräuer vom Düsseldorfer Büro der Sozietät Streitbörger. „Das ist vor allem für die dort betreuten Personen und deren Angehörige eine gute Nachricht; für sie hat die Phase der Ungewissheit jetzt ein Ende.“

Die Pflegewerk-Gruppe gehört zu den 15 größten Anbietern für ambulante Pflege in Deutschland. Das Unternehmen war in Brandenburg bereits aktiv. Neben ambulanter Pflege betreibt Pflegewerk Einrichtungen für Betreutes Wohnen und Tagespflege. Sämtliche Versorgungsverträge mit der Kenbi Brandenburg GmbH und der Kenbi Tagespflege GmbH & Co. KG sowie alle rund 470 Beschäftigten dieser Gesellschaften werden vom neuen Betreiber übernommen. „Für die Kenbi-Kunden und Mitarbeiter in Brandenburg wird es einen nahtlosen Übergang geben“, erklärte der Insolvenzverwalter.

Eine Investorenlösung gibt es auch für die Kenbi Markt GmbH mit Sitz in Berlin, die als „Kenbi Akademie“ Online-Fortbildungen und Schulungen für Pflegekräfte anbietet. Den Geschäftsbetrieb des Unternehmens übernimmt eine Auffanggesellschaft, hinter der Kenbi-Mitgründer Clemens Raemy steht. Das Unternehmen beschäftigt sieben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Deren Arbeitsplätze bleiben erhalten.

Für Kenbi-Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen stehen die Aussichten gut auf eine baldige Übernahmelösung. Der Insolvenzverwalter führt Verhandlungen in weit fortgeschrittenem Stadium mit möglichen neuen Betreibern. Der Betrieb in diesen Einrichtungen geht auch nach der Insolvenzeröffnung im vollen Umfang weiter. „Für die in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen von Kenbi betreuten Personen ist weiterhin die Pflege sichergestellt, und die Beschäftigten werden bezahlt“, betonte Bräuer. „Die potenziellen neuen Betreiber leisten bereits jetzt einen Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilisierung. Das unterstreicht deutlich deren ernsthaftes Interesse.“

Der Insolvenzverwalter bedankte sich bei den Kenbi-Beschäftigten für ihre Unterstützung in den vergangenen zwei Monaten. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben unter sehr belastenden Umständen dafür gesorgt, dass die Versorgung weitestgehend aufrechterhalten werden konnte“, so der Insolvenzverwalter. „Das verdient größten Respekt. Umso mehr freut es mich, dass sich dieser Einsatz in Brandenburg und Sachsen-Anhalt bereits gelohnt hat und wir bezüglich der Standorte in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen kurz vor einer Lösung stehen.“

Der Pflegeanbieter Kenbi betreute insgesamt rund 2.500 Pflegebedürftige an rund 50 Standorten in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Die Unternehmen der Gruppe hatten Ende März Insolvenz angemeldet; Dr. Gregor Bräuer führt seitdem den Betrieb fort. Der Insolvenzverwalter strebt einen Erhalt der operativen Einrichtungen durch Übertragung an neue Betreiber an. Bei der Investorensuche in Abstimmung mit den Gläubigerausschüssen unterstützt ihn die branchenerfahrene Mergers & Acquisitions-Beratung Montag & Montag. Parallel dazu hat der Insolvenzverwalter in den letzten zwei Monaten gemeinsam mit der auf die Gesundheitsbranche spezialisierten Unternehmensberatung HC&S eine Reihe von leistungswirtschaftlichen Sanierungsmaßnahmen identifiziert, um Strukturen und Abläufe der operativen Gruppenunternehmen zu verbessern. Bei der Vorbereitung des Insolvenzantrags hat der erfahrene Sanierungsexperte und Rechtsanwalt Christian Stunz von der Kanzlei Justask Kenbi unterstützt.

Foto: Der  Insolvenzverwalter Dr. Gregor Bräuer